Expertenanalyse
Wie Licht im Körper wirkt und wo es hilft: Erkenntnisse aus Dompe et al., 2020
Übersicht zu Wirkmechanismen und klinischen Anwendungen der Photobiomodulation in Medizin und Zahnmedizin
Kurzfassung
Die Übersichtsarbeit fasst zusammen, wie Photobiomodulation Lichtenergie auf Zellebene nutzbar macht und welche Anwendungsfelder klinisch untersucht wurden. Beschrieben werden vor allem Effekte auf Zellenergie, Entzündungsprozesse, Durchblutung und Gewebereparatur. Klinische Studien deuten auf Nutzen in verschiedenen Bereichen hin, die Qualität und Einheitlichkeit der Daten variiert jedoch je nach Indikation und Vorgehen.
Worum geht es?
Photobiomodulation ist eine nicht invasive, lichtbasierte Anwendung mit typischen Spektren im roten und nahinfraroten Bereich. Ziel ist keine Erwärmung, sondern eine gezielte Beeinflussung biologischer Prozesse. Die Autorengruppe beschreibt, wie Licht absorbiert wird und welche Signalketten dadurch angestoßen werden. Außerdem werden klinische Felder skizziert, in denen Forschung vorliegt.
- Wirkprinzipien: Unterstützung der zellulären Energieproduktion, Beeinflussung entzündlicher Signalwege, Förderung von Heilungsprozessen.
- Fokus der Übersicht: Einordnung der Grundlagenforschung und der klinischen Literatur in Medizin und Zahnmedizin.
- Wichtig für die Praxis: Ergebnisse sind nicht für alle Indikationen gleich. Vorgehensweise und Parameter entscheiden mit über die Resultate.
Das Wichtigste für Anwender
- Verständlicher Nutzenrahmen: Forschung zeigt Hinweise auf weniger Schmerz, geringere Entzündungszeichen und schnellere Gewebereparatur in verschiedenen Bereichen. Die Stärke der Evidenz unterscheidet sich je nach Indikation.
- Nicht invasiv und kombinierbar: Photobiomodulation wird häufig als Ergänzung zu Bewegung, Übungstherapie oder Standardmaßnahmen untersucht.
- Qualität der Daten beachten: Studien nutzen unterschiedliche Geräte und Protokolle. Einheitliche Parameter und längere Nachbeobachtungen sind für klare Aussagen wichtig.
- Sicherheit im Blick: In den referenzierten Arbeiten wurden bei sachgerechter Anwendung keine gravierenden Sicherheitsprobleme berichtet. Individuelle Abklärung bleibt sinnvoll.
Was bedeutet das im Alltag?
Für Betroffene kann Photobiomodulation ein ergänzender Baustein sein, etwa um Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit zu unterstützen oder Heilungsphasen zu begleiten. Die Auswahl der Behandlung sollte sich an der konkreten Beschwerde, am Gesamttherapieplan und an fachlicher Einschätzung orientieren. Realistische Erwartungen helfen, Effekte richtig einzuordnen.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
- Studientyp: Übersichtsarbeit über Labor, Tier und klinische Studien in unterschiedlichen Fachgebieten.
- Heterogenität: Indikationen, Zielgewebe und Parameter unterscheiden sich deutlich. Direkte Vergleiche sind deshalb nur eingeschränkt möglich.
- Evidenzstand: Es liegen positive Signale vor, aber die Datenlage ist je nach Bereich uneinheitlich. Für belastbare Schlussfolgerungen sind mehr hochwertige, standardisierte RCTs nötig.
Hinweis zu Parametern
In der Photobiomodulation kommen vor allem rotes Licht und Nahinfrarot zum Einsatz. Wirkung und Eindringtiefe werden in Millimetern beschrieben und hängen unter anderem von Wellenlänge, Haut und Gewebe, Abstand, Applikationsfläche, Dosis pro Sitzung und Häufigkeit ab. Da die Übersicht Studien mit sehr unterschiedlichen Protokollen referenziert, lassen sich daraus keine pauschalen Anwendungsempfehlungen ableiten. Für Entscheidungen vor Ort ist der jeweilige Volltext maßgeblich.
Vollständige Quelle
- Dompe C, Moncrieff L, Matys J, Grzech-Leśniak K, Kocherova I, Bryja A, Bruska M, Dominiak M, Mozdziak P, Skiba THI, Shibli JA, Angelova Volponi A, Kempisty B, Dyszkiewicz-Konwińska M. Photobiomodulation, underlying mechanism and clinical applications. Journal of Clinical Medicine. 2020;9(6):1724. DOI: 10.3390/jcm9061724, PMID: 32503238.
Es werden ausschließlich DOI und PMID verlinkt.
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