Expertenanalyse
Schmerzen besser kontrollieren bei Muskel und Gelenk: Erkenntnisse aus Tsagkaris et al., 2022
Systematische Übersichtsarbeit zu Infrarottherapie bei muskuloskelettalen Erkrankungen und chronischen Schmerzen
Kurzfassung
Diese Expertenanalyse fasst Studien zu Infrarottherapie bei verschiedenen Schmerzzuständen zusammen. In vielen Untersuchungen sanken Schmerzwerte messbar, teils verbesserten sich krankheitsspezifische Scores. Die Befundlage ist jedoch unterschiedlich je nach Erkrankung und eingesetztem Verfahren. Aussagen zur Langzeitwirkung bleiben vorsichtig.
Worum geht es?
Infrarottherapie ist eine physikalische Anwendung mit Licht außerhalb des sichtbaren Spektrums. Ziel dieser Übersicht war es, die vorhandene Forschung zu ordnen und zu prüfen, ob Infrarotlicht Beschwerden bei muskuloskelettalen Erkrankungen und chronischen Schmerzen spürbar beeinflussen kann.
- Suchzeitraum: bis 20. Dezember 2021
- Gefundene Einträge: 233 Treffer, 42 Volltexte geprüft, 13 Studien in die qualitative Bewertung aufgenommen
- Indikationen in den 13 Studien: Osteoarthritis, Fibromyalgie sowie weitere Bereiche wie ankylosierende Spondylitis, myofasziale Schmerzen, Genesung nach Sportverletzungen
Das Wichtigste für Anwender
- Schmerzreduktion häufig beobachtet: In vielen Studien sanken Schmerzwerte auf der visuellen Analogskala. Bei Fibromyalgie ging zusätzlich der Fibromyalgia Impact Questionnaire zurück.
- Ergebnisse nicht einheitlich: Bei Sportverletzungen zeigte sich kein konsistenter Vorteil. Die Wirksamkeit hängt erkennbar von Indikation, Gerätetyp und Vorgehen ab.
- Ergänzung statt Ersatz: Infrarottherapie wird in den meisten Arbeiten als Baustein neben Übungen, Bewegung oder Standardtherapien betrachtet.
- Sicherheit: In den eingeschlossenen Studien wurden keine gravierenden Sicherheitsprobleme berichtet. Rücksprache mit Fachpersonal bleibt sinnvoll, insbesondere bei Vorerkrankungen oder Sensibilitätsstörungen.
Was bedeutet das im Alltag?
Für Menschen mit schmerzhaften Muskel und Gelenkbeschwerden kann Infrarottherapie ein ergänzender Ansatz sein, um Schmerzen zu lindern und Beweglichkeit zu unterstützen. Wichtig ist die realistische Einordnung. Nicht jede Erkrankung reagiert gleich gut und die optimale Vorgehensweise kann je nach Gerät, Abstand, Fläche und Dauer variieren.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
- Studientyp: Systematische Übersichtsarbeit über heterogene Einzelstudien.
- Qualität und Heterogenität: Unterschiedliche Indikationen, verschiedene Geräte und Protokolle erschweren direkte Vergleiche. Viele Studien hatten kleine Stichproben und kurze Beobachtungszeiten.
- Übertragbarkeit: Positive Tendenz bei Schmerzreduktion, aber begrenzte Daten zu Dauerwirkung und funktionellen Endpunkten im Alltag. Weitere hochwertige RCTs mit standardisierten Parametern sind wünschenswert.
Hinweis zu Parametern
Die eingeschlossenen Studien nutzten unterschiedliche Infrarotverfahren, zum Beispiel nahes oder langwelliges Infrarot, Lichtquellen mit fester oder gepulster Abgabe sowie Anwendungen als lokale Applikation oder in Form von Wärmekabinen. Dosis, Applikationsfläche, Abstand, Sitzungsdauer und Häufigkeit variierten. Ohne einheitliche Parameter lassen sich keine pauschalen Protokolle ableiten. Für individuelle Entscheidungen ist der Volltext der jeweiligen Studien ausschlaggebend.
Vollständige Quelle
- Tsagkaris C, Papazoglou AS, Eleftheriades A, Tsakopoulos S, Alexiou A, Găman MA, Moysidis DV. Infrared Radiation in the Management of Musculoskeletal Conditions and Chronic Pain: A Systematic Review. European Journal of Investigation in Health, Psychology and Education. 2022;12(3):334–343. DOI: 10.3390/ejihpe12030024, PMID: 35323210.
Es werden ausschließlich DOI und PMID verlinkt.
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